Wie retuschiere ich luftbilder in lightroom, um dynamik und detail in wolken und schatten zu bewahren

Wie retuschiere ich luftbilder in lightroom, um dynamik und detail in wolken und schatten zu bewahren

Luftbilder haben für mich eine besondere Magie: Sie erzählen von Weite, Bewegung und Licht in einer Perspektive, die am Boden kaum erfahrbar ist. Oft sind es Wolkenstrukturen, feine Schattenspiele und der Kontrast zwischen beleuchteten Flächen und tiefen Schatten, die ein Bild erst richtig dynamisch machen. In Lightroom entwickle ich meine Drohnen-RAWs (meist von DJI oder Sony-Kameras) so, dass genau diese Details erhalten bleiben — ohne dass das Bild künstlich oder überbearbeitet wirkt. Hier teile ich meinen praktischen Workflow und meine liebsten Tricks, damit du Wolken und Schatten in deinen Luftaufnahmen bestmöglich erhältst.

RAW als Grundlage: Warum und wie ich RAW fotografiere

Ich beginne immer mit RAW-Aufnahmen. RAW konserviert Dynamikumfang und Details in den Lichtern und Schatten — genau dort, wo die Feinheiten von Wolken und Tiefen liegen. Bei DJI-Drohnen stelle ich möglichst niedriges ISO ein und belichte oft leicht unter, um ausbrennende Wolkenpartien zu vermeiden. Das gibt mir in Lightroom mehr Spielraum beim Hochziehen der Höhen und beim Absenken der Lichter.

Import und erste Beurteilung

Beim Import in Lightroom Classic überprüfe ich als erstes die Histogramme und die Tonwerte. Wenn ich sehe, dass die Spitzlichter geklippt sind, schalte ich auf eine Kopie mit niedrigeren Highlights um oder nutze das Belichtungs- und Lichter-Werkzeug vorsichtig. Wichtiger als ein „perfekt“ belichtetes JPG ist für mich die Möglichkeit, Details in Wolken und Schatten zu retten — und RAW erlaubt das.

Grundkorrekturen: Belichtung, Lichter und Tiefen

Meine Reihenfolge bei den Grundeinstellungen ist meist:

  • Belichtung leicht anpassen (±0,25–0,75 EV), um die Gesamtwirkung zu treffen.
  • Lichter reduzieren, um Wolkendetails zurückzuholen (oft -30 bis -70).
  • Tiefen anheben, aber nie zu stark, sonst verliert das Bild Tiefe (oft +10 bis +35).
  • So erreiche ich, dass Wolkenstrukturen sichtbar bleiben, ohne dass die Szene flau wird. Wenn ich zuviel Tiefen aufziehe, flacht die räumliche Wirkung ab — das vermeide ich, weil gerade die Kontraste zwischen Licht und Schatten Performance und Dynamik im Bild erzeugen.

    Gradationskurve und Kontrast gezielt einsetzen

    Die Gradationskurve ist mein zweitwichtigstes Werkzeug nach den Grundreglern. Ich ziehe meist ein sanftes S-förmiges Anheben der Lichter und Senken der Tiefen, um Kontrast zurückzugeben. Wichtig: Ich arbeite mit feinen, lokalen Anpassungen und setze die Kurve nicht zu extrem, sonst entstehen Artefakte in den Wolken.

    Lokale Anpassungen mit Masken: Wolken selektiv bearbeiten

    Mit dem Pinsel, Verlaufswerkzeug und den neuen KI-Masken in Lightroom kann ich Wolken selektiv bearbeiten, ohne den Boden zu beeinflussen. Mein Vorgehen:

  • Maskiere die Wolken mit der Bereichsmaske „Helligkeit“ oder mit dem Künstlichen-Intelligenz-Himmel-Tool (wenn passend).
  • Reduziere die Lichter weiter und erhöhe die Klarheit moderat (+10 bis +25) für mehr Struktur.
  • Wenn die Wolken zu flattrig wirken, senke leicht die Textur, um überschärfte Konturen zu vermeiden.
  • So bleibt die natürliche Volumen-Wirkung der Wolken erhalten, und ich vermeide harte Übergänge zwischen Himmel und Landschaft.

    Shadows und Blacks vernünftig behandeln

    Für Schatten arbeite ich zweistufig: Zuerst global mit dem Tiefenregler, dann lokal mit Masken für Bereiche, die mehr Zeichnung brauchen (z. B. Fahrzeugreifen, Dächer oder Menschen in einem Stadion). Beim Anheben der Tiefen passe ich gleichzeitig die Schwarztöne an, um Kontrast und Tiefe zu behalten. Die Kombination verhindert, dass Schatten „wachsartig“ wirken.

    Klarheit, Struktur, Textur und Dunst entfernen

    Diese Regler sind mächtig, können aber schnell Bilder zerstören. Ich verwende:

  • Klarheit sehr vorsichtig (+5 bis +20) für mittlere Kontraste in Wolken; zu viel Klarheit erzeugt Halos.
  • Textur für feine Wolkendetails (+3 bis +15), wenn die Kameraauflösung und das Rauschen es erlauben.
  • Dehaze sparsamer: Dehaze kann Wolken dramatisieren, aber auch Ausbrüche und Farbstiche erzeugen. Ich nutze ihn am liebsten auf einer Wolkenmaske mit geringer Stärke (-5 bis +10).
  • Farb- und Weißabgleich für Atmosphäre

    Der Weißabgleich beeinflusst, wie Wolken wahrgenommen werden. Ein leicht kühlerer Weißabgleich betont Blautöne und gibt Wolken mehr Brillanz; ein wärmerer Ton kann bei Sonnenaufgangsstimmungen attraktiver sein. Ich korrigiere gezielt mit dem HSL/Color-Panel:

  • Sättigung der Blau- und Cyan-Töne erhöhen, um Himmelsstruktur zu stärken.
  • Luminanz in den Blau- und Weißtönen anpassen, um Wolkenvolumen zu formen.
  • Maskierte Farb- und Tontrennung (Split Toning / Color Grading)

    Für den finalen Look nutze ich das Color Grading-Panel: meist leichte kühle Töne in den Schatten und warme Töne in den Lichtern, um Tiefe zu erzeugen. Bei Sportaufnahmen aus der Luft will ich oft die Performance betonen — da setze ich in den Mitteltönen etwas mehr Punch ein, ohne die Wolken zu opfern.

    Rauschreduzierung und Schärfen — Balancieren, nicht übertreiben

    Hohe ISO-Werte können in Schattenbereichen Rauschen bringen. Ich reduziere Rauschen mit dem Detail-Panel, aber nicht auf Kosten von Struktur in den Wolken:

  • Rauschreduzierung Luminanz moderat (10–30).
  • Feinere Anpassung der Detail- und Kontrastregler.
  • Schärfen gezielt mit Maskierung, damit Himmelsflächen nicht überscharft werden.
  • Wenn nötig, exportiere ich zwei Versionen: eine stärker entrauschte für Web und eine mit mehr Textur für großformatige Prints.

    Häufige Probleme und meine Lösungen

    Problem Lösung
    Ausgebrannte Wolken Lichter stark reduzieren, lokale Belichtung mit Pinsel, eventuell RAW-Recovery in Camera RAW
    Flaues Bild nach Anheben der Tiefen Schwarzpunkt und Kontrast lokal erhöhen, Gradationskurve fein anpassen
    Halo-Bildung bei Klarheit/Dehaze Klarheit/Dehaze auf Wolkenmaske reduzieren oder Frequenztrennung verwenden
    Rauschen in Schatten Selektive Rauschreduzierung, evtl. Entrauschungssoftware wie Topaz Denoise nutzen

    Export und Ausgabe

    Beim Export wähle ich das Format je nach Verwendungszweck: JPEG 80–90% für Web, TIFF oder hochqualitative JPEGs für Print. Für Social Media reduziere ich die Schärfung leicht und exportiere in der passenden Auflösung. Für Portfolio-Prints überprüfe ich Bildgröße und Schärfung bei 100% Zoom, um sicherzustellen, dass Wolkenstrukturen nicht verloren gehen.

    Workflow-Tipps, die mir Zeit sparen

  • Presets als Ausgangspunkt: Ich habe verschiedene Presets für Tageslicht, Gegenlicht und Nachtaufnahmen — sie sparen mir Zeit, aber ich passe immer lokal nach.
  • Snapshots in Lightroom nutzen, um verschiedene Ansätze (konservativ vs. dramatisch) zu vergleichen.
  • Virtuelle Kopien anlegen, wenn ich mehrere Looks testen will ohne das Original zu verlieren.
  • Ich probiere regelmäßig neue Tools aus — aktuell arbeite ich oft mit Lightroom Classic für den Kern-Workflow und ergänze bei Bedarf mit Photoshop oder spezialisierten Tools wie Topaz für Entrauschung und AI-gestützte Detailwiederherstellung. Das Ziel bleibt immer dasselbe: die Balance zwischen technischer Klarheit und fotografischer Stimmung zu halten, damit Wolken und Schatten nicht nur sichtbar sind, sondern die Geschichte und Dynamik des Bildes erzählen.


    Sie sollten auch die folgenden Nachrichten lesen:

    Luftaufnahmen

    Wie fotografiere ich aus der luft bewegende sportler sicher und respektvoll (abstand, privatsphäre, perspektive)

    02/12/2025

    Bewegende Sportler aus der Luft zu fotografieren gehört zu den spannendsten Anwendungen der Drohnenfotografie. Die Dynamik, die Linien des Körpers...

    Weiterlesen...
    Wie fotografiere ich aus der luft bewegende sportler sicher und respektvoll (abstand, privatsphäre, perspektive)
    Luftaufnahmen

    Wie erstelle ich cinematische hyperlapse-sequenzen mit meiner drohne ohne stitching-fehler

    02/12/2025

    Hyperlapse mit der Drohne ist für mich eines der magischsten Werkzeuge, um Sport- und Bewegungsaufnahmen cineastisch wirken zu lassen. Wenn alles...

    Weiterlesen...
    Wie erstelle ich cinematische hyperlapse-sequenzen mit meiner drohne ohne stitching-fehler