Bewegende Sportler aus der Luft zu fotografieren gehört zu den spannendsten Anwendungen der Drohnenfotografie. Die Dynamik, die Linien des Körpers und der Kontext des Spielfelds oder des Geländes ergeben Bilder mit großer Wirkung. Gleichzeitig trägt diese Aufgabe eine besondere Verantwortung: Sicherheit, Respekt vor Privatsphäre und die richtige Perspektive sind entscheidend. In diesem Artikel teile ich meine praktischen Regeln, technischen Tipps und ethischen Überlegungen, die mir helfen, sowohl beeindruckende als auch rücksichtsvolle Aufnahmen zu machen.
Warum Sicherheit und Respekt Vorrang haben
Wenn ich über Sport fliege, denke ich zuerst an die Personen unter mir. Eine fehlende Sicherheitsmarge oder ein unerwarteter Windstoß können Risiken für Athletinnen, Zuschauer und die Drohne selbst bedeuten. Dazu kommt der sensible Bereich Privatsphäre: Sportereignisse sind oft emotional, persönlich und manchmal auch privat. Fotografien sollten die Würde und Intimsphäre der Athletinnen respektieren — das schafft Vertrauen und schützt vor rechtlichen Problemen.
Vorbereitung und Planung
Gute Aufnahmen beginnen am Boden. Vor jedem Einsatz überprüfe ich Location, Wetter, Regulierungen und die Erlaubnis der Verantwortlichen.
- Genehmigungen einholen: Bei organisierten Wettkämpfen kontaktiere ich Veranstalter, Vereine oder Facility-Manager. Oft gibt es spezielle Zonen für Medien oder Sicherheitsauflagen.
- Luftrecht prüfen: In der Schweiz gelten spezifische Regeln (BFE/BAZL). Ich prüfe Luftraumklassen, Flugverbotszonen und maximale Flughöhen — oft ist ein Flug nur mit ausdrücklicher Zustimmung möglich.
- Wettersituation analysieren: Windböen, thermische Turbulenzen und Sichtbedingungen beeinflussen Sicherheit und Bildqualität. Ich fliege bei stabilen Bedingungen und verschiebe den Einsatz bei Unsicherheit.
- Risikozone identifizieren: Menschenansammlungen, Stadionlampen, Überkopfhindernisse und fahrbare Banden markiere ich vorab als No-Fly- oder Vorsichtsbereiche.
Respektvolle Kommunikation vor Ort
Bevor ich abhebe, spreche ich mit den Verantwortlichen, Trainern und wenn möglich mit Athletinnen. Eine kurze Erklärung, was ich vorhabe, schafft Akzeptanz. Ich sage klar, wie hoch ich fliegen werde, welche Perspektiven ich suche und welche Sicherheitsmaßnahmen ich einhalte. Transparenz verhindert Missverständnisse und kann sogar neue kreative Ideen eröffnen.
Abstände und Flughöhen — praktische Orientierung
Es gibt keine universelle Regel, aber Erfahrungswerte helfen. Ich halte immer genügend horizontalen und vertikalen Abstand, damit ein Ausfall der Drohne nicht zu einer Gefährdung wird.
| Situation | Empfohlene Mindesthöhe | Horizontale Distanz |
|---|---|---|
| Freiluftsport mit Zuschauerbereich | 30–50 m | 20–50 m von Zuschauern |
| Training ohne Publikum | 20–40 m | 10–30 m von Athleten |
| Extremsport (z. B. Mountainbike, Trailrunning) | 40–80 m je nach Gelände | 20–60 m, immer außerhalb der Falllinie |
| Professionelle Medienzone mit Einverständnis | 15–30 m (mit klaren Sicherheitsvorkehrungen) | nach Absprache |
Diese Werte orientieren sich an meiner Erfahrung; die tatsächlich passende Höhe richtet sich nach Drohnentyp (z. B. DJI Mavic vs. DJI Inspire/Freefly Alta), Flugbedingungen und lokalen Vorschriften.
Technik: Ausrüstung und Einstellungen
Für bewegende Sportler verwende ich robuste, schnell startende Drohnen mit guter Stabilisierung. Modelle wie die DJI Mavic 3 oder die Inspire 2 haben mich oft überzeugt — weil sie bei hoher Geschwindigkeit stabil bleiben und gute Bildqualität liefern.
- Bildrate: Für scharfe Serienaufnahmen arbeite ich mit 20–30 fps oder nutze den Burst-Modus bei Kameradrohnen. Bei Video setze ich 60 fps oder mehr, um am Schnitt langsamer darstellen zu können.
- Verschluss/ISO: Kurzzeitige Bewegungen brauchen schnelle Verschlusszeiten (1/1000s oder schneller) und möglichst niedriges ISO für saubere Bilder.
- Gimbal und ND-Filter: Ein stabiler Gimbal ist Pflicht. ND-Filter helfen bei hellem Licht, die Blende zu kontrollieren und Bewegungsunschärfe kreativ einzusetzen.
- Notfall-Tools: Propellerschutz bei engen Trainingsplätzen, Ersatzakkus, Signalboje (bei Wasser) und ein Preflight-Checklist-Tablet gehören zu meiner Standardausrüstung.
Komposition und Perspektive: Dynamik einfangen
Die Herausforderung ist, Bewegung und Kontext gleichzeitig zu zeigen. Ich suche nach Linien — Wege, Linien auf Spielfeldern, Schatten — die die Bewegung führen. Tiefe, also ein Vordergrund plus Hintergrund, macht das Bild lebendiger.
- Bahn- oder Richtungsflug: Fliegt die Drohne parallel zur Bewegungsrichtung, hebt das die Geschwindigkeit hervor.
- Schräg von oben: 30–45° Blickwinkel kombiniert Perspektive und Körperform.
- Top-Down für Muster: Direkt von oben (90°) eignet sich gut, wenn man Formationen, Linien oder Spielfeldgrafiken zeigen möchte.
Ethische Fragen: Privatsphäre, Einwilligung und Fairness
Ich fotografiere nie heimlich. Bei Amateur-Trainings oder Jugendlichen hole ich immer die Einwilligung ein — schriftlich, wenn möglich. Bei Wettkämpfen achte ich darauf, keine kompromittierenden oder intimen Momente zu veröffentlichen (z. B. Verletzungen oder Umkleidesituationen).
Wenn Athletinnen oder Betreuer die Aufnahmen ablehnen, respektiere ich das und lösche gegebenenfalls Material. Gute Zusammenarbeit ist langfristig produktiver als kurzfristiger „Klick“-Erfolg.
Vorbereitung auf spezielle Herausforderungen
Bei Actionsportarten wie Mountainbike oder Skifahren plane ich Fluchtkorridore: Bereiche, wo die Drohne notlanden kann ohne in die Strecke zu fallen. Bei Rennen mit hoher Geschwindigkeit nutze ich Vorherflüge, um kritische Stellen kennenzulernen. Bei Nacht- oder Dämmerungsaufnahmen erhöhe ich meine Sicherheitsmargen, da Sicht und Sensorik eingeschränkt sind.
Workflow: Vom Flug zur Veröffentlichung
Mein Workflow ist klar strukturiert: Briefing → Flug mit Log → Backup → Rohdatenbearbeitung → Freigaben. Ich sichere sofort nach der Landung, bearbeite konservativ (Authentizität bewahren) und sende relevante Bilder zur Freigabe an Vereine oder Athletinnen, bevor ich sie veröffentliche.
Praxis-Tipp
Probiere kontrollierte Testflüge bei Trainings ohne Publikum. Dort kannst du Perspektiven ausprobieren, Sicherheitstoleranzen messen und das Vertrauen der Athletinnen gewinnen. Gute Beziehungen zu Vereinen öffnen oft Türen zu kreativeren Motiven.
Wenn du Fragen zu konkreten Setups (Kamera-Einstellungen, Drohnenmodelle) oder zu rechtlichen Details in der Schweiz möchtest, schreibe mir — ich teile gern Checklisten und Presets, die ich in der Praxis benutze.