Wie verbessere ich die farbwiedergabe bei dji-raw-dateien ohne unnatürliche hauttöne oder farbklipping

Wie verbessere ich die farbwiedergabe bei dji-raw-dateien ohne unnatürliche hauttöne oder farbklipping

Als Luftbildfotografin arbeite ich oft mit DJI-RAW-Dateien (DNG), weil sie mir die maximale Flexibilität für die Nachbearbeitung geben. Gleichzeitig kenne ich das Problem: knallige Farben, abgeschnittene Hauttöne oder Farbklipping können Bilder schnell unnatürlich wirken lassen. In diesem Artikel teile ich meinen Workflow und konkrete Techniken, wie ich die Farbwiedergabe verbessere — ohne dass Hauttöne leiden oder Farben übersteuern.

Verstehen, was DJI-RAW wirklich ist

DJI exportiert in der Regel DNG-Dateien, die rohe Sensordaten enthalten. Diese DNGs sind nicht alle gleich: Je nach Drone-Modell und Firmware nutzen sie unterschiedliche Kameraprofile und einen spezifischen Farbraum. Wichtig zu wissen ist, dass die RAW-Datei selbst keine endgültige "Farbe" enthält — diese entsteht erst durch das RAW-Rendering (z. B. in Lightroom, Adobe Camera Raw, Capture One oder RawTherapee).

Das bedeutet: Farbe und Hauttöne sind das Ergebnis von:

  • dem RAW-Konverter/Profil
  • Weißabgleich und Belichtung
  • lokalen Anpassungen (HSL, Kurven, Masken)
  • Grundprinzipien, bevor ich bearbeite

    Bevor ich in die Pixel eintauche, nehme ich mir ein paar Minuten, um meine Ausgangslage zu sichern:

  • Ich arbeite immer in 16-Bit (in Lightroom/ACR ist das implizit), um Posterisation zu vermeiden.
  • Ich aktiviere die Fokus- und Belichtungshistogramme bereits während des Flugs, um starke Überbelichtungen zu vermeiden. Wenn die Highlights in der Kamera noch intakt sind, habe ich später Spielraum.
  • Ich setze Weißabgleich nicht auf Auto, sondern wähle in kritischen Szenen eine feste Kelvin-Zahl oder messe mit einem Graukarte-/ColorChecker-Patch — so verhindere ich Farbverschiebungen.
  • Schritt-für-Schritt-Workflow in Lightroom / Camera Raw

    Das ist mein Standard-Arbeitsablauf, wenn ich eine DJI-DNG bearbeite:

  • Importieren und ein schnelles Profil auswählen: Lightroom bietet Profile wie "Adobe Color", "Camera Neutral" oder spezifische Kameraprofile. Ich teste erst "Camera Neutral" und "Adobe Color" und entscheide, welche Basis natürlicher wirkt — oft ist "Camera Neutral" der bessere Ausgangspunkt, weil er weniger gesättigt ist.
  • Weißabgleich anpassen: Ich stelle zuerst Kelvin manuell ein oder nutze die Pipette mit Bedacht (nicht auf Haut klicken, eher auf neutrale Bereiche). Ein zu kalter/zu warmer WB führt schnell zu unnatürlichen Hauttönen.
  • Belichtung und Kontraste: Ich korrigiere die Gesamtbelichtung so, dass Hauttöne in der Mitteltönung liegen und nicht zu nahe an Highlights sind. Dann reduziere ich Highlights vorsichtig, um Clipping zu vermeiden, und hebe Schatten leicht an, um Details zu erhalten.
  • Tonkurven für feine Kontrolle: Mit einer S-Kurve erhöhe ich Kontrast, achte aber darauf, die oberen Regionen (Highlights) nicht zu stark anzuheben — das schützt vor Farbclip.
  • Farbe mit HSL und Farbe: Hier ist der wichtigste Schritt für Hauttöne. Ich nutze Hue/Saturation/Luminance gezielt, nicht global:
    • Hue: Verschiebe Rot/Orange minimal Richtung Magenta oder Yellow, je nach Hauttyp — kleine Schritte (±3–6) reichen meist.
    • Saturation: Reduziere Sättigung der extrem gesättigten Farbbereiche (z. B. Grün in Wiesen) statt die Gesamt-Sättigung zu erhöhen.
    • Luminance: Erhöhe die Luminanz von Oranges, um Hautsichtbarkeit zu verbessern ohne sie „flat“ zu machen.

    Hauttöne bewahren — praktische Tipps

    Hauttöne sind sehr sensibel für Farbverschiebungen. So gehe ich vor:

  • Ich nutze die Targeted Adjustment Tool (Tastenkürzel) in Lightroom: damit klicke und ziehe ich direkt auf die Haut, um gezielt Hue/Saturation/Luminance zu justieren.
  • Wenn mehrere Personen mit verschiedenen Hauttönen im Bild sind, arbeite ich mit lokalen Masken (Pinsel + Bereichsmaske) und passe jede Zone separat an.
  • Ich vermeide aggressive Vibrance- oder Saturation-Schieberegler. Vibrance ist zwar besser als globale Saturation, aber in Kombination mit starken HSL-Anpassungen kann es trotzdem zu Hautverschiebungen kommen.
  • Wenn ich extreme Farben (Sonnenaufgang, Stadionbeleuchtung) habe, erstelle ich eine lokale Maske für die Haut und entkopple deren Sättigungs- und Farbkorrekturen von den übrigen Bereichen.
  • Verwendung von Kameraprofilen, LUTs und Farbprofilen

    Ein gut abgestimmtes Profil kann Stunden an Nacharbeit sparen:

  • DJI-Profile vs. Adobe-Profile: DJI liefert eigene Profile für seine Kameras — die kann man als Ausgangspunkt testen. Oft bevorzuge ich jedoch ein neutrales Adobe-Profil und baue von dort auf.
  • ColorChecker und Profil-Generator: Wenn ich für ein Projekt konsistente Farben brauche, bilde ich mit einem ColorChecker (X-Rite) ein Profil und lade es in Lightroom/ACR. Das sorgt für reproduzierbare Hauttöne und Grundfarben.
  • LUTs: 3D-LUTs nutze ich sparsam. Sie sind mächtig, können aber leicht Hauttöne zerstören. Wenn ich LUTs verwende (z. B. in Photoshop/DaVinci), dann nur auf nicht-haut-ton Bereichen oder über Masken.
  • Farben vor Clipping schützen

    Farbclip entsteht, wenn ein Kanal (R/G/B) an der Grenze digital abgeschnitten ist. So vermeide ich das:

  • Vermeide Überbelichtung beim Flug. Ein leicht unterbelichtetes RAW gibt in der Nachbearbeitung mehr Sicherheit.
  • Bei starken Lichtern nutze ich Highlight Recovery in Lightroom. RAW hat oft mehr Informationen als das Histogramm vermuten lässt.
  • Ich arbeite mit Kanalprüfungen (Grobe Prüfung in Photoshop: "Rote/Grüne/Blau-Kanäle anzeigen") und achte darauf, dass keiner der Kanäle abgeschnitten ist. Wenn nötig, nehme ich selektive Reduktionen in den Highlights vor.
  • Spezifische Werkzeuge & Empfehlungen

    In meinem Alltag verwende ich folgende Tools und Setups:

  • Lightroom Classic / Adobe Camera Raw: Mein Haupt-Workflow. Flexible Maskierung, starke HSL-Werkzeuge, gute Profil-Unterstützung.
  • Capture One: Besonders gut für Hauttöne und Kameraprofile — lohnt sich bei vielen Porträts.
  • RawTherapee / Darktable: Kostenfreie Alternativen mit sehr guter Kontrolle über Tonwerte und Farbe, wenn man tiefer an den Algorithmen drehen möchte.
  • X-Rite ColorChecker Passport: Für Projekte mit hohem Anspruch an Farbkonsistenz unverzichtbar.
  • Praktische Preset-Strategie

    Ich arbeite mit mehreren Basispresets:

  • Neutral Base: kleines Kontrastmatrix, keine Sättigung, Ziel: unbearbeitete Ausgangslage.
  • Landscape Boost: selektive Grün- und Blautöne, Haut bleibt unberührt durch Maskierung.
  • Sport/Action: schnelle Presets für hohe Kontraste, immer mit eingebauter Hautschutz-Maske.
  • Fehler, die ich gelernt habe zu vermeiden

    Aus vielen Stunden in der Bearbeitung habe ich ein paar typische Fallen herausgearbeitet:

  • Globales Erhöhen der Sättigung — führt fast immer zu unnatürlichen Hauttönen.
  • LUTs ohne Masken verwenden — schnelle Farbdrastiken, die Haut zerstören können.
  • Automatische Weißabgleiche akzeptieren bei gemischtem Licht (Stadionlampen + Tageslicht) — Ergebnis: komische Hautfarbverschiebungen.
  • Wenn du willst, kann ich dir gerne ein kurzes Set an kostenlosen Presets/Masken exportieren, das ich oft benutze — speziell für DJI-DNGs mit viel Himmel/Gras/Sportaction. Schreib mir einfach, welches Fluggerät und welche Szene (z. B. alpines Rennen, Segelregatta oder Stadionaufnahme) du bearbeitest, dann sende ich passende Empfehlungen.


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