Als Luftbildfotografin suche ich ständig nach dem perfekten Licht: kontrastreiche Bilder ohne harte, störende Schatten – besonders bei Sportaufnahmen, wo Bewegung, Athleten und Umgebung klar erkennbar bleiben müssen. In diesem Beitrag teile ich meine Praxiserfahrungen, Tests mit Drohnen und Kameras sowie konkrete Tipps zur Tageszeitwahl, zur Vorbereitung und zur Nachbearbeitung. So kannst du deine Aufnahmen gezielt planen, statt dem Zufall zu vertrauen.
Warum die Tageszeit so entscheidend ist
Die Position und Qualität des Lichts bestimmt, wie Formen, Texturen und Farben in der Luftaufnahme wirken. Eine flache, mittägliche Sonne erzeugt hohe Kontraste und harte Schatten – manchmal gewünscht, häufig jedoch störend, weil Details in den Tiefen verschwinden. Weiches Licht dagegen reduziert harte Übergänge, lässt Farben satter wirken und erhält Zeichnung in Schattenbereichen.
Für Sportaufnahmen ist das besonders wichtig: Du willst die Aktion einfrieren, Muskelansatz, Bewegungsrichtung und die Umgebung sichtbar halten. Zu harte Schatten können Gesichter unkenntlich machen oder Spielfeldmarkierungen auslöschen. Deshalb überlege ich bei jedem Einsatz: Will ich Zeichnung in den Schatten behalten oder dramatic high-contrast?
Die besten Tageszeiten für kontrastreiche, aber weiche Luftaufnahmen
- Goldene Stunde (Sonnenaufgang / Sonnenuntergang): Weiches, warmes Licht mit langen, aber sanften Schatten. Ideal, wenn du eine gewisse Plastizität ohne harte Kontraste suchst. Besonders schön bei Landschaften und Sportplätzen mit Struktur.
- Blaue Stunde (kurz vor Sonnenaufgang / nach Sonnenuntergang): Sehr weiches, kühles Licht, großartig für stimmungsvolle Serien oder wenn du Beleuchtung (Flutlicht, Stadionscheinwerfer) mit dem natürlichen Himmel kombinieren willst.
- Bewölkter Himmel / Diffuses Licht: Gleichmäßige Ausleuchtung reduziert Schatten fast völlig. Das Ergebnis ist flachere, aber sehr detailreiche Darstellung – gut für Serien, in denen Details in Schattenbereichen wichtig sind (z. B. Radrennen, Trailrunning).
- Späte Vormittags-/frühe Nachmittagszeit bei schrägeinfallender Sonne: Wenn die Sonne nicht hoch steht, aber noch kräftig leuchtet (z. B. 9–11 Uhr oder 15–17 Uhr je nach Jahreszeit). Du erhältst Kontrast, aber die Schatten sind nicht so brutal wie zur Mittagszeit.
Wie Jahreszeit und geografische Lage die beste Tageszeit beeinflussen
In der Schweiz verändern sich Sonnenstand und Lichtqualität stark zwischen Sommer und Winter. Im Sommer ist die goldene Stunde sehr früh bzw. sehr spät; im Winter hast du oft längere Phasen mit tief stehender Sonne, die fantastische Seitenlicht-Szenarien bietet.
- Breite und Saison: Je näher du am Polarkreis, desto flacher steht die Sonne, und die „goldene Stunde“ verlängert sich.
- Höhenlage: In den Alpen kann die Sonne früher oder später erscheinen (Schatten von Bergen), was die praktische Tageszeit stark beeinflusst.
Praktische Vorbereitung und Flugplanung
Bevor ich zum Einsatz fahre, mache ich drei Dinge:
- Sonnenstand prüfen: Apps wie Sun Surveyor oder PhotoPills zeigen Sonnenwinkel, Goldene Stunde und Schattenrichtung für jeden Ort und jede Zeit.
- Wetter und Bewölkung: MeteoSwiss, Windy oder lokale Wetterapps sagen mir, ob es diffus oder klar wird. Ein dünner Schleier kann das Licht wunderbar aufweichen, ein starker Bewölkungshimmel neutralisiert Kontraste zu sehr.
- Flugplan & Genehmigungen: Gerade bei Sportveranstaltungen: Restriktionen, Zuschauerzonen, no-fly-zones. Ich stimme Zeitfenster oft mit Veranstaltern ab, um während der gewünschten Lichtphase fliegen zu dürfen.
Kamera- und Drohneneinstellungen für optimale Ergebnisse
Technik ist für mich Wegbereiter – hier die Einstellungen, die ich oft verwende:
- RAW-Aufnahme: Unverzichtbar. Mehr Spielraum bei Schattenaufhellung und Weißabgleich.
- Belichtungsstrategie: Ich belichte häufig leicht unter (+/- 1/3 bis 1 EV unter), um Ausbrennen in Highlights zu vermeiden, und hebele in RAW auf.
- Bracketing / HDR: Bei Szenen mit extremem Dynamikumfang nutze ich Belichtungsreihen (z. B. -1 / 0 / +1 EV) und merge später, falls nötig.
- ISO so niedrig wie möglich: Um Rauschen in Schatten zu minimieren – besonders wichtig, wenn du Schatten anhebst.
- Polarisationsfilter (bei Drohnen mit Wechselobjektiven / Filtern): Kann Reflexionen reduzieren und Farben intensivieren, Achtung: bei Weitwinkel kann Vignettierung auftreten.
Komposition und Schattenführung
Bei der Flugroute achte ich bewusst auf die Schattenrichtung. Seitenlicht (Sonne etwa 45° zur Szene) gibt Tiefe ohne flächig hart zu zeichnen. Ich vermeide, wenn möglich, direktes Gegenlicht, außer ich will Silhouetten oder dramatische Flare-Effekte.
Bei Sportaufnahmen plane ich Auf- und Abflugwinkel so, dass wichtige Elemente (Athlet, Ball, Strecke) nicht vollständig in längeren Schatten liegen. Manchmal ist es sinnvoll, höher zu gehen, um Schatten durch Perspektivwechsel zu reduzieren – aber das verändert auch die Bildwirkung und Detailauflösung.
Beispiele aus der Praxis
Letzten Sommer bei einem Trailrunning-Event in den Voralpen landete ich einen Glücksgriff: Dünner Schleier, Sonne knapp über dem Horizont. Die Seitenbeleuchtung betonte die Muskelbewegungen der Läufer, ohne dass ihre Gesichter in tiefen Schatten verloren gingen. Ich setzte Belichtungsreihen und konnte in Lightroom die Schatten anheben, ohne Rauschen zu akzeptieren.
Bei einem Radrennen am Nachmittag hatte ich zunächst harte Schattenprobleme. Lösung: Ich flog später in die goldene Stunde, änderte den Flugradius und nutzte mehr Telebrennweite – dadurch bekam ich sowohl Kompression als auch weichere Schatten.
Nachbearbeitung: so bewahre ich Details ohne künstliche Wirkung
In der Nachbearbeitung verfolge ich das Ziel, Authentizität zu erhalten:
- Camera RAW / Lightroom: Schatten anheben, Lichter schützen, lokale Anpassungen (verlaufende Filter, Pinsel) für gezielte Korrekturen.
- Rauschreduzierung: Nur wo nötig einsetzen – starke Rauschreduzierung zerstört Details.
- Dodge & Burn dezent: Um Augen, Gesichter oder wichtige Details zu betonen, aber nicht zu modellieren.
- Farblook: Presets können helfen, aber ich passe Tonung individuell an – besonders Weißabgleich, weil er entscheidet, ob ein Bild „warm“ und freundlich oder neutral wirkt.
Sicherheit, Regularien und Ethik
Bei Sportevents gilt immer: Sicherheit zuerst. Ich halte Abstand zu Athleten, respektiere Flugverbotszonen und kläre Einsatzzeiten mit Organisatoren. In der Schweiz bedeutet das oft, zusätzliche Bewilligungen einzuholen – plane das in deiner Tagesplanung mit ein.
Hilfreiche Ausrüstung und Tools
- DJI Mavic 3 / Air 2S – gute Dynamik und ProRAW-Optionen bei kompakten Drohnen.
- Sony Alpha- oder Canon-R-Systeme für Wechselobjektiv-Drohnen-Setups (wenn verfügbar) – größere Sensoren = bessere Schattenzeichnung.
- PhotoPills / Sun Surveyor – Sonnenstand und Goldene Stunde präzise berechnen.
- Lightroom Classic, Photoshop – für RAW-Entwicklung und lokale Korrekturen.
Wenn du möchtest, kann ich dir für dein nächstes Projekt eine individuelle Lichtanalyse erstellen: Standort prüfen, beste Zeitfenster vorschlagen und eine einfache Flug- und Kamera-Checkliste mitgeben. Schreib mir einfach die Details des Events oder Ortes – ich helfe gerne bei der Planung.