In bergigen Regionen plane ich jeden Drohnenflug mit einer Mischung aus Karten, GPS-Tools und gesundem Menschenverstand. Die Topografie verändert alles: GPS-Signal, Windkanäle, Thermik, Sichtlinien und natürlich die Flugzeit. In diesem Artikel teile ich meine bewährte Vorgehensweise, Tools und konkrete Tipps, damit du deine Flugplanung präzise und sicher gestalten kannst — von der Vorrecherche am Schreibtisch bis zur letzten Kontrolle vor dem Start.
Warum Satellitenkarten und GPS-Tools in den Bergen unverzichtbar sind
Aus der Vogelperspektive wirken Berge malerisch, in der Realität aber bringen sie Unsicherheiten. Satellitenkarten (z. B. Google Earth, Bing Maps, SwissTopo) zeigen mir Geländeformen, Vegetationsdichte und Zugangswege. GPS-Tools liefern mir genaue Höhenprofile, Entfernungen und ermöglichen das Planen von Wegpunkten. Zusammen helfen sie, Gefahren zu erkennen (Steilabbrüche, Wälder), Anflugkorridore zu definieren und die Batterie- und Zeitplanung realistisch zu berechnen.
Meine Standard-Toolbox
- Google Earth Pro: Ideal für schnelle 3D-Ansichten, Sichtlinienanalyse und Höhenprofile.
- SwissTopo / Swisstopo 3D: Unverzichtbar in der Schweiz – sehr genaue Höhen- und Geländedaten.
- Avenza Maps / Maps.me: Offline-Karten für den Einsatz im Feld.
- Locus Map / OruxMaps: GPS-Track-Aufzeichnung und Offline-Karten auf Android.
- DJI FlightHub / DJI Pilot / Litchi: Für Mission Planning mit Wegpunkten und Flugparametern.
- Garmin GPS-Geräte / GPSMAP: Als Backup zur Positionsbestimmung im Feld.
- Windy / MeteoSwiss: Für Wind, Thermik und Wetterprognosen.
Vor dem Flug: Recherche am Rechner
Ich beginne immer am Schreibtisch und arbeite mich dann Richtung Feldplanung vor:
- Gelände prüfen: In Google Earth schalte ich in die 3D-Ansicht und „fliege“ das Gebiet virtuell ab. So erkenne ich Klingen, Felsen und mögliche Landeplätze.
- Höhenprofil erstellen: Mit SwissTopo oder Google Earth ziehe ich eine Linie entlang meiner geplanten Flugroute und schaue mir das Höhenprofil an. Ich achte besonders auf relative Höhen (Höhenunterschied zwischen Startpunkt und höchstem Überflugpunkt).
- Sichtlinienanalyse (LOS): Ich prüfe, ob Sichtverbindungen zwischen Controller-Position und geplanten Wegpunkten bestehen. Blockaden durch Gipfel oder Baumkronen können den FPV- oder Kamerablick einschränken.
- Wettercheck: Mindestens 48 Stunden vorher schaue ich Windprognosen (Mittel und Böen) und Thermikprognosen an. In Tälern können Böen unerwartet auffrischen.
- Risikopunkte markieren: Lawinenhänge, steile Abbrüche, Stromleitungen und Gebiete mit Funkinterferenzen markiere ich farblich für die spätere Kontrolle.
Wegpunkte, Höhe und Sicherheitsabstände planen
Bei Wegpunktmissionen definiere ich nicht nur die GPS-Koordinaten, sondern auch die Flughöhe relativ zum Gelände (AGL) und nicht nur AMSL. Viele Mission-Editoren erlauben nur AMSL-Eingaben — deshalb rechne ich Höhen stets gegen das Geländeniveau genau nach.
- Beispiel: Start auf 1'200 m AMSL, geplante Aufnahme auf 1'800 m AMSL → relative Höhe = 600 m AGL. Das ist eine wichtige Angabe für Batteriekalkulation und Sensorwinkel.
- Ich setze Keep-Out-Zonen um kritische Stellen (z. B. 100 m Abstand zu Felswänden, Stromleitungen) mit Geofencing-Funktionen in der Planungssoftware.
- Bei engen Kämmen plane ich mehrere Übergangspunkte mit Kursänderungen, um die Drohne langsam und stabil durch turbulente Zonen zu steuern.
Offlinemodus und Datenverfügbarkeit
In den Bergen ist das Mobilnetz häufig lückenhaft. Deshalb arbeite ich immer offline-fähig:
- Vor dem Einsatz lade ich Karten für das Gebiet in Google Earth, Avenza oder Locus Map herunter.
- Wegpunktmissionen exportiere ich als KML/GPX-Datei, die ich auf mehrere Geräte (Tablet, Smartphone, DJI RC) lade.
- Falls möglich, habe ich auch ein externes GPS-Gerät (Garmin) dabei, um meine Position unabhängig verifizieren zu können.
Sicherheit, Notfallplanung und Batteriestrategie
Meine Batterieplanung ist konservativ: Ich rechne mit mindestens 30–40 % Reserve für unerwartete Umwege oder Wind. In bergigem Gelände sind Verbrauch und Steueraufwand meist höher.
- Ich plane Landeplätze entlang der Route als Notfall-Hotspots (freier Boden, ausreichend Platz, gute Sicht). Diese markiere ich vorher auf der Karte.
- Return-to-Home (RTH): Ich setze RTH-Höhen so, dass die Drohne Hindernisse überfliegen kann. In Gebieten mit hohen Gipfeln muss RTH höher als der höchste Gelände-Punkt in der Umgebung sein.
- Im Planungsfile dokumentiere ich Alternativrouten für den Fall, dass ein Abschnitt wegen Wind oder Touristen gesperrt ist.
Praxis-Tipps für bessere Aufnahmen und stabilere Flüge
- Timing: Morgens und abends sind die Luftmassen ruhiger; Schatten erzeugen Tiefe im Bild. Ich plane Studio-ähnliche Lichtfenster mit Hilfe von SunCalc oder Photopills.
- Approach aus dem Tal: Anflug von unten vermeidet plötzlich wechselnde Rückenwinde, die am Grat auftreten können.
- Kameraeinstellungen: Bei hellen Schneeflächen oder starken Kontrasten arbeite ich mit leicht unterbelichteten RAWs und benutze in der Nachbearbeitung DR-Tools.
- Test-Short-Flights: Direkt nach dem Start mache ich kurze Vorrunden in verschiedenen Höhen, um Windverhältnisse zu prüfen, bevor ich die Mission starte.
Beispiele für konkrete Workflows
Hier ein typischer Workflow, den ich nutze, wenn ich an einem neuen Gipfel arbeite:
- 1. Recherche in Google Earth und SwissTopo: Sichtlinien prüfen, Höhenprofil erstellen.
- 2. Download der Offline-Karten in Avenza / Locus.
- 3. Mission in Litchi / DJI Pilot planen (Wegpunkte, AGL-Höhen, Kamerawinkel).
- 4. Wetterfinale prüfen (Windy, MeteoSwiss).
- 5. Im Feld: GPS-Fix mit Garmin überprüfen, Sicherheits-Check, Test-Short-Flights.
- 6. Mission fliegen, im Anschluss GPS-Track sichern und Fotos mit EXIF checken (Höhe, Position).
Tabelle: Tools im Vergleich
| Tool | Stärke | Hinweis |
|---|---|---|
| Google Earth Pro | 3D-Ansichten, Höhenprofile | Perfekt für Vorrecherche |
| SwissTopo | Sehr genaue Geländedaten (CH) | Unentbehrlich in der Schweiz |
| Litchi / DJI | Wegpunktmissionen, Kameraautomation | Achte auf AGL vs AMSL |
| Avenza / Locus | Offline-Karten, GPS-Tracking | Unverzichtbar bei Funklöchern |
Wenn du möchtest, kann ich dir eine Checkliste oder eine Vorlagen-KML für typische Bergmissionen erstellen, die du direkt in Google Earth oder DJI importieren kannst. Solche Tools sparen mir oft Zeit und minimieren Risiken — besonders wenn die Wetterfenster knapp sind.