Wie erstelle ich presets für lightroom, die luftbildern von drohnen sofort mehr atmosphäre geben

Wie erstelle ich presets für lightroom, die luftbildern von drohnen sofort mehr atmosphäre geben

Als ich zum ersten Mal Drohnenaufnahmen in Lightroom bearbeitet habe, suchte ich nach einer Möglichkeit, den Bildern ohne stundenlange Einzelbearbeitung sofort eine Stimmung zu geben. Presets sind für mich seitdem ein zentraler Baustein im Workflow: Sie sparen Zeit, liefern Konsistenz und helfen, eine unverwechselbare Bildsprache für Aviatikphoto zu entwickeln. In diesem Artikel zeige ich dir, wie ich Presets speziell für Luftbilder erstelle, welche technischen Entscheidungen dahinterstecken und wie du sie an unterschiedliche Wetter- und Sport-Situationen anpasst.

Warum Presets für Luftbilder?

Drohnenaufnahmen unterscheiden sich stark von anderen Fotos: große Perspektiven, oft viel Himmel, feine Texturen in Wasser und Landschaft sowie häufige Bewegungs- und Luftschichten, die Farben und Kontraste beeinflussen. Ein gutes Preset berücksichtigt diese Eigenheiten. Für mich haben Presets drei Aufgaben:

  • Schnell eine stimmige Basis liefern
  • Die Erzählung des Bildes unterstützen (z. B. dramatisch, ruhig, sportlich)
  • Als Ausgangspunkt für gezielte Feinanpassungen dienen
  • Vorbereitung: Raw + Farbprofil wählen

    Ich beginne immer mit RAW-Dateien – JPEGs lassen zu wenig Spielraum für Farbe und Dynamik. Außerdem wähle ich ein neutrales Farbprofil in Lightroom als Ausgangspunkt (z. B. Adobe Color oder, je nach Drohne, das Herstellerprofil wie DJI Color). Das verhindert, dass das Preset bereits in einem proprietären Look "kämpft".

    Grundstruktur eines Presets

    Ein durchdachtes Preset besteht bei mir aus mehreren Ebenen:

  • Grundeinstellungen: Weißabgleich, Belichtung, Kontrast
  • Tonwerte: Lichter, Tiefen, Schwarz, Weiß
  • Farbe: Vibrance, Sättigung, HSL-Anpassungen
  • Details: Schärfe, Rauschreduzierung
  • Effekte: Gradationskurve, Vignette, Körnung
  • Teiltonung / Split-Toning: Für atmosphärische Farbstimmungen
  • Praktische Schritte zum Erstellen eines Presets

    Ich erstelle Presets direkt in Lightroom Classic oder Lightroom CC. So gehe ich vor:

  • 1) Wähle ein repräsentatives Bild deiner Drohnenserie (z. B. goldene Stunde über See).
  • 2) Setze Belichtung und Weißabgleich, damit die Basis stimmt.
  • 3) Arbeite an der Grundkurve: Leichtes S-Curve für Kontrast, ggf. Lift in den Tiefen für filmischen Look.
  • 4) Passe HSL/Color gezielt an: Blautöne oft etwas kühler, Grüntöne selektiv entsättigen oder erwärmen – je nach Stimmung.
  • 5) Füge Teiltonung hinzu: z. B. warme Töne in Lichtern, kühle in Schatten für Tiefe.
  • 6) Schärfe und Rauschreduzierung balancieren – Drohnenbilder profitieren oft von stärkerer Rauschminderung bei ISO > 400.
  • 7) Speichere das Preset, teste es auf mehreren Bildern und justiere.
  • Konkrete Richtwerte (als Ausgangspunkt)

    Diese Werte sind bewusst nicht in Stein gemeißelt, sondern sollen als Startpunkt dienen. Passe immer bildabhängig nach.

    Belichtung+0.10 bis +0.40
    Kontrast+10 bis +25
    Lichter-30 bis -10
    Tiefen+15 bis +35
    Weiß+5 bis +15
    Schwarz-10 bis -30
    Vibrance+5 bis +20
    Sättigung-5 bis +5

    HSL/Color: Wo die Atmosphäre entsteht

    Die Arbeit mit HSL ist oft der wichtigste Schritt, um atmosphärische Drohnenbilder zu erreichen:

  • Blautöne: leicht in Richtung Cyan verschieben und Luminanz erhöhen, damit Himmel und Wasser Tiefe bekommen.
  • Grüntöne: je nach Szene wärmer (Gelbanteil) oder kühler (Cyan), oft leicht entsättigen, um natürlichen Look zu behalten.
  • Orangetöne: Haut- und Sportaufnahmen (z. B. bei Luftaufnahmen von Sportevents) warm halten, Luminanz anheben für Präsenz.
  • Split-Toning für Stimmung

    Ich nutze Split-Toning, um gezielt Licht- und Schattenstimmungen zu steuern. Ein Klassiker:

  • Highlights: warme Töne (~30–45°, Sättigung 8–18)
  • Shadows: kühle Töne (~200–230°, Sättigung 6–15)
  • Das Ergebnis: eine harmonische Spannung zwischen warmem Licht und kühlen Schatten – ideal für Morgen-/Abendstimmungen oder dramatische Landschaften.

    Preset-Variationen: Golden Hour, Overcast, Sport/Action

    Ein Preset allein reicht selten aus. Ich erstelle meistens drei bis fünf Varianten:

  • Golden Hour: wärmerer Weißabgleich, erhöhte Luminanz in Orangen und Roten, leichte zusätzliche Klarheit.
  • Overcast: kühlerer Weißabgleich, erhöhte Kontraste in Tiefen, mehr Klarheit und Dehaze gegen Dunst.
  • Sport/Action: leicht erhöhte Sättigung, mehr Klarheit und Struktur in mittleren Frequenzen, wenig Vignette, damit Action nicht abgelenkt wird.
  • Lokale Anpassungen nicht vergessen

    Presets sind ein Startpunkt. Gerade bei Drohnenaufnahmen nutze ich oft lokale Anpassungen:

  • Verlaufsfilter: Himmel abdunkeln oder Betonung der Lichtkante
  • Radialfilter: Fokus auf Sportler oder Fahrzeug, leichte Belichtungsanhebung
  • Masking (Brush): selektive Rauschreduzierung in Himmel, gezielte Schärfe in Landschaftsdetails
  • Testen und verfeinern

    Bevor ich ein Preset veröffentliche (oder auf eine Serie anwende), prüfe ich es auf mindestens 10 unterschiedlichen Bildern: verschiedene Höhen, Lichtverhältnisse, Tageszeiten. Nur so erkenne ich, ob ein Preset robust ist oder zu stark Bildartefakte erzeugt (z. B. Farbbänder in Himmel).

    Export- und Workflow-Tipps

    Für die Praxis habe ich noch ein paar effiziente Regeln:

  • Speichere Presets mit sinnvollen Namen (z. B. "AP_GoldenHour_Wide", "AP_Overcast_Crisp").
  • Nutze virtuelle Kopien in Lightroom, um mehrere Preset-Varianten schnell zu vergleichen.
  • Beim Export: leichtes Sharpening für Web (Radius 1.0, Amount 25–50), für Print stärkere Werte und anderes Upsampling berücksichtigen.
  • Beispiele aus meiner Arbeit

    Bei einem Berglauf-Event über den Alpen habe ich ein Sport-Preset verwendet, das die Berge dramatischer macht und gleichzeitig die Athleten hervorhebt. Die Kombination aus erhöhter Klarheit, selektiver Aufhellung um die Athleten und warmer Teiltonung für Highlights hat viel Rückmeldung erhalten. Beim Test auf Seeaufnahmen hat sich dieselbe Grundstruktur bewährt, ich habe aber HSL- und Dehaze-Regler angepasst, um Wassertextur zu betonen.

    Tools und Ressourcen

    Ich arbeite meist mit Lightroom Classic, teste aber auch Preset-Funktionen in Lightroom CC und Capture One (für bestimmte Farbwünsche). Für Drohnen nutze ich häufig DJI Mavic 3 / Air 2S Rohdateien – sie liefern genug Dynamik, um mit Presets zu arbeiten. Wenn du Presets verteilen willst, exportiere sie als .xmp oder .lrtemplate (je nach Lightroom-Version).

    Wenn du möchtest, kann ich dir ein Starter-Preset-Paket für Luftbilder zusammenstellen oder dir zeigen, wie du deine eigenen Looks in 30 Minuten erstellst. Schreib mir auf aviaticphoto.ch – ich freue mich immer über Austausch zu Presets, Drohnen-Setups und Bildbearbeitungs-Workflows.


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