Wie plane ich eine flugroute für spektakuläre seen- und alpenaufnahmen bei wechselhaftem licht

Wie plane ich eine flugroute für spektakuläre seen- und alpenaufnahmen bei wechselhaftem licht

Wechselhaftes Licht ist für mich der spannendste und gleichzeitig herausforderndste Begleiter bei Luftaufnahmen über Seen und in den Alpen. Es kann aus einem bereits starken Bild ein magisches verwandeln – oder die Dynamik so verändern, dass die ganze Aufnahme neu gedacht werden muss. In diesem Beitrag teile ich meine persönliche Herangehensweise an die Flugplanung: von der Recherche vor Ort über die konkrete Flugroute bis zu Taktiken im Flug und in der Nachbearbeitung. Ich schreibe aus der Praxis mit Drohnen wie der DJI Mavic 3 oder der DJI Air 3, kombiniere klassische Fotografie-Überlegungen mit luftfahrtspezifischen Aspekten und gebe konkrete Tipps, die du sofort umsetzen kannst.

Vorarbeit: Recherche, Wetter und rechtliche Rahmenbedingungen

Bevor ich überhaupt die Drohne einschalte, mache ich drei Dinge zur Gewohnheit: Ich prüfe die Wettervorhersage, analysiere Lichtverläufe und kläre Luftraumbegrenzungen.

  • Wetter-Apps und Radar: Ich nutze Windy für Wind- und Wolkenprognosen und MeteoSwiss für lokale Wettermeldungen. Wind ist entscheidend – vor allem in Gebirgsnähe entstehen abrupt Turbulenzen und Föhnwinde.
  • Sonnenstand & Wolkenbewegung: PhotoPills oder die Suncalc-Funktion helfen mir, Sonnenhöhe und -richtung für bestimmte Uhrzeiten zu planen. Bei wechselhaftem Wetter plane ich mehrere Zeitfenster ein: vor und nach einem Frontdurchgang, kurz nach Sonnenausbruch durch Wolken sowie in der Abenddämmerung.
  • Regulation & Flugverbotszonen: Auf Skyguide und lokalen Behördenseiten prüfe ich Luftraumbeschränkungen. In Schutzgebieten und in der Nähe von Flughäfen sind oft Sonderbewilligungen nötig.
  • Gelände und Komposition: Wie ich die Route am Bildschirm entwerfe

    Die Landschaft diktiert die Komposition: Ein Seeufer, das in einem spitzen Winkel verläuft, oder eine markante Bergkette sind natürliche Führungen für die Flugroute. Ich arbeite meistens mit drei Grundrouten, die ich je nach Licht mische:

  • Parallel zur Küste/Seeufer: ideal für lange, filmische Slider-Shots, die Spiegelungen und Uferformen hervorheben.
  • Frontales Heranfliegen zur Bergkette: erzeugt Tiefe und betont die Größenverhältnisse zwischen See und Gipfeln.
  • Diagonale Überflüge: kombinieren Vordergrund (z. B. Felsen, Bojen) und Hintergrund (Berge, Wolken) und eignen sich hervorragend, wenn Lichtflecken durch Wolken wandern.
  • Am Computer markiere ich Keypoints: Start-/Landeplatz, Fotopositionen, und Notfall-Landemarkierungen (z. B. freie Wiesen). Für wechselhaftes Licht plane ich außerdem alternative Wegpunkte, sodass ich während des Fluges schnell die Perspektive wechseln kann, wenn sich Lichtstrahlen öffnen oder schließen.

    Höhen, Winkel und Kameraführung

    Die perfekte Höhe ist situationsabhängig. Über Bergseen fliege ich meist zwischen 60 und 120 Metern, um einerseits genug Kontext zu haben und andererseits Details im Vordergrund nicht zu verlieren. Bei Tiefblicken in Tälern reduziere ich die Höhe aus Sicherheitsgründen weiter.

  • Größenverhältnis: Niedrigere Höhen betonen Textur (Wellen, Strukturen am Ufer), höhere Höhen zeigen Muster und Zonierung der Landschaft.
  • Kamerawinkel: Flache Winkel (10–20°) für dramatische Spiegelungen, steilere Winkel (45–60°) um Muster im See (Strömungen, Eis) sichtbar zu machen.
  • Gimbal & Bewegung: Ich wechsle zwischen langsamen Schwenks und sanften Fahrtbewegungen. Bei wechselhaftem Licht bevorzuge ich oft ruhige, längere Einstellungen, damit die Belichtungsschwankungen später in der Nachbearbeitung besser handhabbar sind.
  • Technik & Ausrüstungsempfehlungen

    Meine Ausrüstung ist pragmatisch gewählt: zuverlässige Drohne, Ersatzakkus, ND-Filter und ein gutes Smartphone/Tablet als Kontroller. Hier einige spezifische Empfehlungen:

  • Drohnen: DJI Mavic 3 für dynamischen Dynamikumfang, DJI Air 3 als leichteres, wendiges Backup.
  • Filter: ND-Filter (ND8–ND64) helfen bei hellen Alpenreflexionen, CPL-Filter reduziert Spiegelungen auf Wasserflächen.
  • Ersatz: Immer mindestens zwei Akkus, Ersatzpropeller, Powerbank und ein robustes Case.
  • Bildformate: RAW-Aufnahme ist Pflicht bei wechselhaftem Licht, weil ich später deutlich mehr Spielraum in den Schatten und Highlights brauche.
  • Belichtungstaktiken bei wechselhaftem Licht

    Wenn Wolken Lichtflecken erzeugen, ist die Herausforderung, den Dynamikumfang zu fassen. Ich wende drei Methoden an:

  • Belichtungsreihe (Bracketing): Drei bis fünf Aufnahmen mit ±1,0–2,0 EV Unterschied. Später kombiniere ich diese in Lightroom oder Photoshop zu einem geeigneten HDR-Mix.
  • Manuelle Belichtung mit Spot-Messung: Ich messe auf das wichtigste Motiv (z. B. einen sonnigen Gipfel oder eine Reflektion) und sichere eine zweite Aufnahme, die die Schattenbereiche besser abdeckt.
  • ND-Filter + längere Belichtungszeiten für glattere Wasseroberflächen, wenn dies zweckmäßig ist.
  • Im Flug: flexibel bleiben und Prioritäten setzen

    In wechselnden Bedingungen gilt: Priorisieren statt verzetteln. Ich entscheide mich im Flug für ein Hauptmotiv und zwei Backup-Perspektiven. Praktische Maßnahmen:

  • Schnelle Anpassung der Waypoints: In der App setze ich per Fingertipp alternative WP, um rasch umzuschwenken.
  • Manueller Override: Automatik ist gut, Kontrolle ist besser. Ich greife oft manuell ein, wenn die Kamera versucht, zu stark zu kompensieren.
  • Ständige Situationsbeurteilung: Kommt ein Sonnenstrahl durch, halte ich an der nächsten geeigneten Position an und mache sofort eine Serie.
  • Nachbearbeitung: Stimmung und Dynamik kontrolliert formen

    Backups und Metadaten sind gespeichert, die eigentliche Arbeit beginnt in Lightroom und gelegentlich in Photoshop. Mein Workflow bei wechselhaftem Licht:

  • RAW-Entwicklung: Ich korrigiere Grundbelichtung, Weißabgleich und Rauschreduzierung zuerst.
  • Tonale Separation: Mit lokalen Anpassungen (Radial- und Verlaufsfiltern) betone ich Lichtkegel oder bekämpfe überstrahlte Bereiche.
  • Exposure Blending/HDR: Bei Belichtungsreihen nutze ich entweder Lightroom HDR oder manuelles Bracketing in Photoshop, um natürliche Ergebnisse zu erzielen. Oft ist ein subtiler Blend besser als ein aggressiver HDR-Look.
  • Farblook: Für Alpenbilder arbeite ich häufig mit kühleren Schatten und warmen Lichtern; ich habe eigene Presets in Lightroom, die ich an das Bild feinjustiere.
  • Praxisbeispiel: Ein See in den Voralpen

    Letzten Sommer war ich an einem Alpensee, als eine abschließende Front durchzog: dichte Wolken, gefolgt von kurzen Sonnenblitzen auf der Bergkette. Meine Route sah so aus: Start an einer freien Wiese, Parallelflug am Ufer, anschließend diagonales Heranflug auf die sonnenbeleuchteten Felsen und ein abschließender Push nach oben, um die Lichtstreifen auf dem See zu erfassen. Ich nutzte Bracketing (±2 EV, 3 Aufnahmen), einen leichten ND8 und einen sanften Gimbal-Pan. Später kombinierte ich zwei Belichtungen für ein feines HDR, hob die warmen Lichter an den Gipfeln hervor und entsättigte leicht die Mitteltöne für mehr Kontrast.

    Checkliste für deine Flugroute bei wechselhaftem Licht

    Vor dem FlugWetter prüfen, Genehmigungen, Akkus & Ersatz
    PlanungKeypoints markieren, alternative Wegpunkte, Sicherheitslandefelder
    AusrüstungND/CPL-Filter, RAW, mehrere Akkus, Powerbank
    Im FlugPriorisieren, Bracketing, manuelle Steuerung, schnelle Routenanpassung
    NachbearbeitungRAW-Editing, Exposure Blending, lokale Korrekturen, Farbstimmung

    Wenn du möchtest, kann ich dir meine Lightroom-Presets für Alpen- und Seenaufnahmen zur Verfügung stellen oder zusammen eine Flugroute für einen konkreten Ort planen. Schreib mir einfach den Namen des Sees oder der Region – ich helfe gern bei einer konkreten Checkliste und Routenskizze.


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