Wechselhaftes Licht ist für mich der spannendste und gleichzeitig herausforderndste Begleiter bei Luftaufnahmen über Seen und in den Alpen. Es kann aus einem bereits starken Bild ein magisches verwandeln – oder die Dynamik so verändern, dass die ganze Aufnahme neu gedacht werden muss. In diesem Beitrag teile ich meine persönliche Herangehensweise an die Flugplanung: von der Recherche vor Ort über die konkrete Flugroute bis zu Taktiken im Flug und in der Nachbearbeitung. Ich schreibe aus der Praxis mit Drohnen wie der DJI Mavic 3 oder der DJI Air 3, kombiniere klassische Fotografie-Überlegungen mit luftfahrtspezifischen Aspekten und gebe konkrete Tipps, die du sofort umsetzen kannst.
Vorarbeit: Recherche, Wetter und rechtliche Rahmenbedingungen
Bevor ich überhaupt die Drohne einschalte, mache ich drei Dinge zur Gewohnheit: Ich prüfe die Wettervorhersage, analysiere Lichtverläufe und kläre Luftraumbegrenzungen.
Gelände und Komposition: Wie ich die Route am Bildschirm entwerfe
Die Landschaft diktiert die Komposition: Ein Seeufer, das in einem spitzen Winkel verläuft, oder eine markante Bergkette sind natürliche Führungen für die Flugroute. Ich arbeite meistens mit drei Grundrouten, die ich je nach Licht mische:
Am Computer markiere ich Keypoints: Start-/Landeplatz, Fotopositionen, und Notfall-Landemarkierungen (z. B. freie Wiesen). Für wechselhaftes Licht plane ich außerdem alternative Wegpunkte, sodass ich während des Fluges schnell die Perspektive wechseln kann, wenn sich Lichtstrahlen öffnen oder schließen.
Höhen, Winkel und Kameraführung
Die perfekte Höhe ist situationsabhängig. Über Bergseen fliege ich meist zwischen 60 und 120 Metern, um einerseits genug Kontext zu haben und andererseits Details im Vordergrund nicht zu verlieren. Bei Tiefblicken in Tälern reduziere ich die Höhe aus Sicherheitsgründen weiter.
Technik & Ausrüstungsempfehlungen
Meine Ausrüstung ist pragmatisch gewählt: zuverlässige Drohne, Ersatzakkus, ND-Filter und ein gutes Smartphone/Tablet als Kontroller. Hier einige spezifische Empfehlungen:
Belichtungstaktiken bei wechselhaftem Licht
Wenn Wolken Lichtflecken erzeugen, ist die Herausforderung, den Dynamikumfang zu fassen. Ich wende drei Methoden an:
Im Flug: flexibel bleiben und Prioritäten setzen
In wechselnden Bedingungen gilt: Priorisieren statt verzetteln. Ich entscheide mich im Flug für ein Hauptmotiv und zwei Backup-Perspektiven. Praktische Maßnahmen:
Nachbearbeitung: Stimmung und Dynamik kontrolliert formen
Backups und Metadaten sind gespeichert, die eigentliche Arbeit beginnt in Lightroom und gelegentlich in Photoshop. Mein Workflow bei wechselhaftem Licht:
Praxisbeispiel: Ein See in den Voralpen
Letzten Sommer war ich an einem Alpensee, als eine abschließende Front durchzog: dichte Wolken, gefolgt von kurzen Sonnenblitzen auf der Bergkette. Meine Route sah so aus: Start an einer freien Wiese, Parallelflug am Ufer, anschließend diagonales Heranflug auf die sonnenbeleuchteten Felsen und ein abschließender Push nach oben, um die Lichtstreifen auf dem See zu erfassen. Ich nutzte Bracketing (±2 EV, 3 Aufnahmen), einen leichten ND8 und einen sanften Gimbal-Pan. Später kombinierte ich zwei Belichtungen für ein feines HDR, hob die warmen Lichter an den Gipfeln hervor und entsättigte leicht die Mitteltöne für mehr Kontrast.
Checkliste für deine Flugroute bei wechselhaftem Licht
| Vor dem Flug | Wetter prüfen, Genehmigungen, Akkus & Ersatz |
| Planung | Keypoints markieren, alternative Wegpunkte, Sicherheitslandefelder |
| Ausrüstung | ND/CPL-Filter, RAW, mehrere Akkus, Powerbank |
| Im Flug | Priorisieren, Bracketing, manuelle Steuerung, schnelle Routenanpassung |
| Nachbearbeitung | RAW-Editing, Exposure Blending, lokale Korrekturen, Farbstimmung |
Wenn du möchtest, kann ich dir meine Lightroom-Presets für Alpen- und Seenaufnahmen zur Verfügung stellen oder zusammen eine Flugroute für einen konkreten Ort planen. Schreib mir einfach den Namen des Sees oder der Region – ich helfe gern bei einer konkreten Checkliste und Routenskizze.