Jede Luftaufnahme erzählt eine Geschichte — nicht nur das Motiv selbst, sondern auch der Weg, wie ich es gesehen, geplant und bearbeitet habe. In diesem Beitrag nehme ich dich mit von der ersten Idee bis zur finalen Bildbearbeitung und erkläre, wie ich Emotion, Kontext und Bewegung in meinen Bildern sichtbar mache.
Die Idee: Was will ich erzählen?
Alles beginnt mit einer Frage: Welche Geschichte möchte dieses Bild erzählen? Manchmal ist es die Dynamik eines Sportevents, die Spannung zwischen Akteur und Umgebung, manchmal die Melancholie eines verlassenen Bergsees bei Nebel. Bei Sportaufnahmen frage ich mich zusätzlich: Welche Performance-Momente sind entscheidend? Ein Sprung, ein Kurvenwechsel, ein finishes Sprint — das sind die Augenblicke, die ich aus der Luft besonders gut einfangen kann.
Ich notiere mir oft Stichworte, Skizzen oder Moodboards. Pinterest oder Instagram-Collections helfen mir, Lichtstimmungen und Kompositionen zu sammeln. Wichtig ist dabei immer, den Kontext nicht zu vergessen: Wer ist beteiligt, welche Story steckt hinter dem Event oder Ort, und welche Emotionen möchte ich beim Betrachter auslösen?
Recherche und Planung
Gute Luftbilder entstehen nicht zufällig. Ich recherchiere Wetter, Sonnenstand, Flughöhenbegrenzungen und lokale Regeln — besonders in der Schweiz gibt es viele eingeschränkte Zonen rund um Flughäfen und Schutzgebiete. Tools, die ich nutze:
Bei Sportveranstaltungen kläre ich die Genehmigungen frühzeitig mit Veranstaltern oder Vereinen. Für dynamische Aufnahmen plane ich mehrere Flugrouten: eine für Panorama, eine für langsame Kamerafahrten und eine aggressive, niedrigere Route für Action-Shots. Sicherheit hat Vorrang — ich plane immer Fluchtwege für die Drohne und stelle sicher, dass mein Spotter bereit ist.
Ausrüstung und Technik: Welches Werkzeug passt zur Story?
Die Wahl von Drohne, Kamera und Objektiven hängt davon ab, was die Geschichte braucht. Für weite Landschaften und ruhige Lichtstimmungen nehme ich eine Drohne mit großem Sensor (z. B. DJI Mavic 3 oder Phantom 4 Pro), weil sie besseren Dynamikumfang und bessere Low-Light-Performance bietet. Für schnelle Sportaufnahmen bevorzuge ich Modelle mit hoher Framerate und präziser Stabilisierung.
Ich achte außerdem auf:
Vor Ort: Perspektive, Komposition und Timing
Vor Ort probiere ich verschiedene Höhen, Winkel und Bewegungen aus. Drei Kompositionsprinzipien, die ich häufig nutze:
Timing ist bei Sportaufnahmen alles. Ich feuere die Aufnahme kurz vor dem erwarteten Höhepunkt ab und nutze Serienaufnahmen im Burst-Modus. Bei Luftaufnahmen schaue ich auch auf das Licht: Goldene Stunde liefert warme, weiche Schatten; blaues Licht kurz nach Sonnenuntergang erzeugt Ruhe und Tiefe.
Technik im Flug: Einstellungen, Stabilität, Sicherheit
Meine Kameraeinstellungen variieren je nach Ziel. Für hohe Schärfe und maximale Nachbearbeitungsmöglichkeiten fotografiere ich oft in RAW und verwende niedrigere ISO-Werte (ISO 100–400). Bei schnellen Sportbewegungen erhöhe ich die Shutter-Speed (1/1000s oder schneller), um Bewegungen einzufrieren. Für kreative Bewegungsunschärfe experimentiere ich mit ND-Filtern.
Stabilität ist essentiell: Ich lasse die Drohne ein paar Sekunden hovern, bevor ich auslöse, überprüfe die Gimbal-Position und beobachte Windverhältnisse. Wenn der Wind stark ist, wähle ich kürzere Distanzen und konzentriere mich auf statischere Perspektiven.
Erste Auswahl und Workflow
Zurück am Computer beginnt die Auswahl. Ich importiere alles in Lightroom und sortiere schnell: schlechte Aufnahmen löschen, Favoriten markieren. Dabei stelle ich mir Fragen wie:
Meistens arbeite ich mit einer Mischung aus dreistufiger Auswahl: Keep, Maybe, Reject. Für Serien von Action-Shots wähle ich die stärksten Frames, die den Bewegungsbogen am besten zeigen.
Nachbearbeitung: Stimmung formen, Realität bewahren
Die Nachbearbeitung ist mein Terrain, um die Geschichte klarer zu erzählen. Ich beginne in Lightroom:
Dann wechsle ich oft zu Photoshop für fortgeschrittene Retuschen: Entfernen von störenden Objekten (z. B. Stromleitungen), Panorama- oder Fokus-Stacking, Dodge & Burn-Techniken, um Lichtführung zu verstärken. Bei Sportaufnahmen nutze ich gelegentlich Motion Blur-Overlays, um Bewegung zu betonen — immer dezent, damit Authentizität erhalten bleibt.
Ich erstelle eigene Presets als Ausgangspunkt, variiere sie aber für jedes Bild. Ein Preset ist ein Startpunkt, keine Einheitslösung.
Die finale Erzählebene: Caption, Kontext und Veröffentlichung
Ein Bild funktioniert am besten mit Kontext: Ein kurzer Text erklärt, wer, wo und warum. Bei Aviatikphoto schreibe ich oft eine kleine Story zum Bild: die Herausforderung bei der Aufnahme, besondere Wetterlagen oder eine lustige Anekdote vom Set. Diese kleinen Geschichten schaffen Nähe und machen das Bild nachvollziehbar.
Beim Teilen auf Social Media oder dem Blog achte ich auf die richtige Auflösung und das passende Seitenverhältnis — Instagram will quadratisch bis hochformatig, der Blog braucht oft hochauflösende JPEGs. Metadaten sind mir wichtig: Kameradaten, Location (falls veröffentlicht) und Copyright-Einträge bleiben erhalten.
Feedback und Lernen
Jede Veröffentlichung bringt Feedback — technisch, ästhetisch oder erzählerisch. Ich lese Kommentare, spreche mit Athleten, Veranstaltern und anderen Fotografen. Aus Kritik entsteht Verbesserung: Besseres Timing, andere Flugrouten oder eine veränderte Farbgebung. Ich dokumentiere meine Learnings in meinem Workflow-Notizbuch, damit ich sie beim nächsten Mal anwenden kann.
Die Geschichte hinter einer Luftaufnahme ist also mehr als ein Bild: Es ist eine Abfolge von Entscheidungen — von der Idee über die Technik bis zur Bearbeitung. Wenn du eine bestimmte Situation im Kopf hast (z. B. ein bestimmtes Sportevent, eine Landschaft oder ein Lichtproblem), schreibe mir — ich gebe dir gerne konkrete Tipps zu Flugplanung, Technik und Bearbeitung.